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„Ich kam in Essen an – und kannte niemanden“

/ Junger Koch aus Guinea macht seit August eine Ausbildung beim AKAFÖ

Zufrieden: Mamadou mag seine Ausbildung in der AKAFÖ-Mensa in Recklinghausen.

Die Geschichte von Mamadou Barry ist für viele Menschen hierzulande buchstäblich unglaublich. Mit elf Jahren floh er aus Guinea. Dort hatte er keine Chance, weiter zur Schule zu gehen. Die fehlende Perspektive brachte ihn soweit, die lange, gefährliche Reise nach Europa anzutreten – noch vorm Teenageralter.

„Ich bin mit nichts als meinen Anziehsachen in Guinea aufgebrochen“ erzählt Mamadou. Er hatte nicht mal einen Pass dabei. Die Überfahrt bis nach Italien dauerte zwei Wochen. Wo genau er angekommen ist? „Keine Ahnung. Ich wusste nur, dass es irgendwo in Italien war.“ Von da ging es weiter in die Schweiz, für drei Jahre. „Ich bin dort zur Schule gegangen. Aber nach zweieinhalb Jahren sollte ich die Schweiz verlassen und musste drei Monate in Abschiebehaft verbringen. 2014 ist es mir gelungen, das Land in Richtung Deutschland zu verlassen. Ich hoffte, dort weiter zur Schule gehen zu können. So kam ich ins Ruhrgebiert.“

Drei Jahre nach der Flucht aus Guinea: Ankunft in Deutschland

„Ich bin um Mitternacht in Essen angekommen und habe die erste Nacht im Bahnhof geschlafen“ erzählt Mamadou. Morgens ging es weiter nach Bochum. Dort habe er sich beim Jugendamt gemeldet. Nach einem zweimonatigen Deutschkurs wurde er in ein Berufskolleg in Bochum eingeschult.

2015 bestellte das Amtsgericht Bochum einen Vormund für ihn: Wolf Eckert aus Herne. Gemeinsam bereiteten sie zwei Deutschprüfungen und den Einbürgerungstest von Mamadou vor. Er absolvierte alle Prüfungen mit Bravour. So durfte er nach zweieinhalb Monaten in Deutschland endlich wieder zur Schule gehen.

Aber nicht nur dort war Mamadou engagiert. Freiwillig machte er in den Sommerferien ein dreiwöchiges Praktikum beim Akademischen Förderungswerk (AKAFÖ). Es ging in die Mensa der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen. Beim AKAFÖ gefiel es Mamadou und er arbeitete hervorragend. Im Juli 2017 beendete er dann die Schule mit dem Abschluss Klasse 9.

Duldung fraglich – Ausbildung als Lösung

Dann, vor wenigen Monaten, wackelt plötzlich die Duldung. Es deutet sich an, dass Mamadou Deutschland verlassen muss. Gerade, als er sich integriert hat und es ihm hier so gut gefällt. Wolf Eckert und er setzen alle Hebel in Bewegung – der Wirksamste ist das AKAFÖ. Dort bewirbt sich Mamadou mit Hilfe seines Vormunds um einen Ausbildungsplatz als Koch. Das AKAFÖ sagt zu und er erhält eine Ausbildungsduldung für die gesamten drei Jahre. In dieser Zeit ist er vor einer Abschiebung sicher.

„Ich habe Mamadou direkt gesagt, dass mit mir nicht gut Kirschen essen ist“ erzählt Jörg Kolbe, Betriebsleiter Gastronomie an der Westfälischen Hochschule. „Unsere Azubis müssen pünktlich und zuverlässig sein. Aber Mamadou hat das vom ersten Moment an umgesetzt. Er arbeitet beim AKAFÖ, weil er ein guter Koch ist und wird nicht nur geduldet, weil er Flüchtling ist. Wir sind sehr zufrieden mit ihm.“ Auch der Küchenleiter der AKAFÖ-Mensa in Recklinghausen, Siegmund Piekatz, ist angetan von Mamadou: „In dem Alter von zu Hause wegzugehen, das kann man sich gar nicht vorstellen. Mamadou hatte Glück: Herr Eckert hat sich wirklich toll um ihn gekümmert. Er hat ihm viele Türen geöffnet.“

Sein Vormund ist für Mamadou „mehr als ein Vaterersatz. Ich bin nach der Schule oft lange bei ihm gewesen und wir sind Stoff durchgegangen, den ich noch nicht verstanden hatte. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Wenn man dann noch selbst etwas tut, kann man sich hier auch integrieren.“ Noch heute wohnen beide im selben Haus in Herne – sein Vormund im siebten Stock und Mamadou im Erdgeschoss. Er hat sich längst eingelebt. Wie Mamadou die Kultur im Ruhrgebiet gefällt? „Super! Ich bin Schalke-Fan.“


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