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"Deutsch war die größte Barriere"

/ Dank AKAFÖ: Student aus Irland findet sich in Bochum bestens zurecht

Adam entwickelte einen Fragebogen: Geht es seinen Kommiliton/innen so gut wie ihm?

Adam Sharpe hat schon zwei Semester in Deutschland studiert. Jetzt befindet er sich in den letzten Zügen eines Praktikums beim AKAFÖ. Zwischendurch hat er in Irland seinen Bachelor in European Studies abgeschlossen. So weit, so normal – in Zeiten von Globalisierung und (noch) offenen Grenzen. Was Adams Weg aber außergewöhnlich macht: Seit seiner Geburt lebt er mit Cerebralparese. Sein Nervensystem und seine Muskulatur sind gestört. Er sitzt im Rollstuhl.

Mit dem Plan, in Bochum zu studieren, ging Adam einen ungewöhnlichen Weg. Das irische Bildungssystem unterstützte ihn nicht automatisch. Er musste viele Anträge stellen. Letztlich sprach er mit niemand Geringerem, als dem damaligen irischen Premierminister, Enda Kenny. „Der Premierminister hat zugehört und sich überzeugen lassen“ berichtet Adam heute. Kenny bewilligte die Förderung und Adam konnte nach Deutschland.

Vorlesungen auf Deutsch fielen zunächst schwer

Als Adam das Studium an der RUB in Bochum begann, waren nicht die physischen Barrieren das größte Problem – sondern die Sprachlichen. Nachvollziehbar, dass es Adam zunächst schwerfiel, den Veranstaltungen in deutscher Sprache zu folgen. Aber er lernte schnell. „Vor viereinhalb Jahren habe ich mit Deutsch angefangen. Das meiste habe ich hier gelernt“. Bewusst bat Adam die Menschen in seinem Umfeld, sich mit ihm auf Deutsch zu unterhalten. Kein einfacher Schritt. Zumal viele Menschen Englisch sprechen. Adam hätte es sich einfach machen können. Aber die Mühe hat sich gelohnt – sein Deutsch ist inzwischen nahezu perfekt. Sprachlich ist Deutschland für ihn barrierefrei.

Doch mit den physischen Barrieren kam Adam ebenso gut zurecht. Auch dank des AKAFÖ. „Die Schreibassistenz zum Beispiel hat super funktioniert“ erzählt er. Sein Zimmer bekam Adam ebenfalls über das AKAFÖ. „Das Wohnheim ist toll: Direkt an der Uni gelegen, bei Problemen hat die Assistenz geholfen und mit den Nachbarn verstehe ich mich super“ schwärmt er. Seine Behinderung stand ihm in Bochum kaum im Weg.

Kommen alle Studierenden mit einer Behinderung so gut klar wie er? Adam fragt nach

Zuletzt hat Adam sogar eine Umfrage unter Studierenden – die meisten auch mit Behinderung – in seinem Wohnheim angestoßen. Mit seinem selbst gestalteten Fragebogen will er herausfinden, ob es seinen Nachbarn so gut geht wie ihm. Wo könnte sich noch etwas verbessern? Die Umfrage wird der Leiter des Bereichs Inklusion beim AKAFÖ, Harry Baus, durchführen. Er ermöglichte Adam auch das Praktikum beim AKAFÖ. Im Rahmen dieser Tätigkeit untersuchte Adam die Bedingungen für Studierende mit Behinderung in Deutschland, Irland und Frankreich. „Die Pflegeassistenz funktioniert in Deutschland sehr gut. Allerdings ist der Eigenanteil relativ hoch. Mehr staatliche Förderung wäre gut“ nennt er als ein Ergebnis.

Kommende Woche geht es zurück nach Irland. Und dann? „Erstmal ein wenig arbeiten und dann einen Master machen“ plant Adam. Und wieder nach Deutschland kommen? „Auf jeden Fall!“


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